Leuchtmittel

stasikuechkl

In meiner Stasiküche verhöre ich die Gefangenen. Das Neonlicht von der Decke macht jeden weich, schon bevor ich die Vergangenheit ins Spiel bringe. Ich will auch wissen: Welchen Klassenstandpunkt nimmst du ein? Und wer ist dein Lieblingskünstler? Ein Tonband läuft mit, und ich mache mir Notizen. Mit dem Neon geraten die Siebzigerjahre auf die Spulen und zwischen die Zeilen. Wenn die Gefangenen verstockt sind, helfe ich nach. Willst du, dass jemand kommt, der nicht so nett ist wie ich? Und ich schaue bedeutungsvoll hinüber zum Toaster. Ich frage nach Vater und Mutter, denn das ist psychologisch. Bald wird klar, wer ein Feind ist und wer weint. Wenn das Verhör erfolgreich war, gibt es ein Getränk, das getrunken werden muss. Denn aus den leeren Tassen und Gläsern entnehme ich den Atem der Befragten.