Juni 2018

Nichts

toomuchnothing

Das ist die unterirdische Promenade unter der Empire State Plaza in Albany, NY. Ein sehr seltsamer Ort, zumindest an Sonntagen. In der hell erleuchteten Leere zwitschern die Registrierkassen geschlossener Cafés einander kurze Liedchen zu. Wenn Donald-Duck-Comics moderne Kunst darstellen, sieht sie aus wie die gigantischen Schinken an diesen Wänden: moderne Kunst als Karikatur ihrer selbst. Sogar die wirklich guten Sachen (Coggeshall, D'Arcangelo, Kline, Motherwell 1 + 2, Rothko) werden durch den Kontext in Donald-Duck-Schinken verwandelt. Meine Schwäche für das Nichts wurde von so viel Nichts auf die Probe gestellt. Ich bin froh um meine Beweisfotos und -videos.

Fast genauso bizarr sind die oberirdischen Anlagen. Drei riesige, flache, rechteckige Wasserbecken, die von einem gigantischen Wolkenkratzer (dem Corning Tower) und seinen vier kleineren, aber immer noch beeindruckenden Geschwistern umzingelt sind. Die vier Blöcke heißen in völligem Ernst Agency 1 - 4. Bezeichnenderweise ist das kleinste der Hauptgebäude auf dem Gelände (The Egg) architektonisch am interessantesten. Es verrät auch unmittelbar seinen Zweck (Konzertsaal).

Vielleicht war das alles von Anfang an als Witz gedacht. Oder Nordkorea hat vor fünfzig Jahren Albany übernommen – nur eine goldene Statue von irgend einem Kim Il Sowieso fehlt noch. Man kann es nicht genau sagen.

Ordovizium

Es ist wahrscheinlich ein Schmelzen. Oft fühlen wir uns danach auf angenehme Art schwach. Sogar unsere Knie, die wichtigsten Gelenke in unseren Körpern, sind weich. Wir bewegen uns als hätten wir kein Skelett, und es fühlt sich so schön an. Fast, als wären wir Menschenquallen.

Die Lage ist nicht ohne Gefahr. Obwohl wir immer noch zueinander hingezogen sind, müssen wir Abstand halten. Unsere Dehnviskosität ist so niedrig, wir könnten uns unrettbar vermischen. Zwei Dinge dürfen einfach nicht am selben Ort sein, wie Aristoteles schon wusste.

Manchmal können wir kaum aufhören. Wir schweben zwischen den Verkaufsregalen, beinah unfähig, geeignete Nahrung zu finden. Überall ist Musik. Schon eine Hand zu heben, bedeutet Anstrengung. Wenn wir uns aber konzentrieren, ist sogar Grazie möglich. Wie bei Schlingpflanzen, die nach oben ranken wollen. Es gibt Käse und andere Molkereiprodukte. Gurken, Getränke und Pfefferspray. Unsere knappen Gespräche sind oft tiefgründig.

"Ich hab ihn vergessen", sagst du zum Beispiel. "Aber der Kapitalismus hatte doch einen Mädchennamen?"

Manchmal bin ich für gute Antworten nicht Philosoph genug. Aber einkaufen müssen wir, ob wir uns geküsst haben oder nicht. Andernfalls könnten wir verhungern.

Film

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Brief an einen Skeptiker

Ich muss dich ermahnen, mehr Filme anzuschauen. Obwohl die Faulheit sonst ein Heilmittel ist, kann sie hier nur schaden. Unsere Eltern waren Steine. Ich weiß das, du weißt das. Sie konnten uns nichts geben außer Einsamkeit und Scham. Das hat Spätfolgen. Noch immer liegt unsere Erziehung im Argen. Der Autodidakt kann in Sachen Erziehung nur aus sich selbst schöpfen, und wenn er von Steinen abstammt, ist da nichts. Damit lässt sich ein menschliches Leben nicht bewirtschaften. Die Schulen versagen. Ich weiß das, du weißt das. Außer bewegten Bildern bleibt nichts. Wie man liebt, wie man anderen ins Gesicht sieht, wie man polizeifrei mordet, wie die Polizei mordet, wie man einen alles verdüsternden Kaffee kocht, wie man auf einen Hügel geht und ins Tal sieht, wie man durch Spionage die Welt rettet, wie man in die Zukunft schaut oder zwei von fünf Stubenfliegen mit einer Hand fängt: Alles wird im Film erzählt. Die Qualität spielt keine Rolle, denn der schlechte Film belegt zumindest, dass es auch gute gibt. Überwinde noch heute deine Faulheit. Die Zeit drängt. Ich weiß das, du weißt das.

Kräfte des Marktes

antello

Meins. Kunst. Hab ich gemacht. Gestern. 500 Mille.