Filter II

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Nachts, sagen sie, bin ich ein Filtrierer. Ich stelle mir vor, ich sei ein Wal, aber in Wirklichkeit sehe ich wahrscheinlich eher wie eine Seepocke aus. Daher sind alle Grübeleien über meine Sünden und Erfolge möglicherweise von Grund auf leicht größenwahnsinnig, denn Seepocken brauchen keine Moral. Ihre Leistungen sind einfacher Natur und werden langsam erbracht. So zum Beispiel filtere ich Schall. Mein Kolonienachbar hat Schlafprobleme. Er braucht zwanzig Nächte, um fünf Zentimeter zurückzulegen, und das leichte Kratzen seiner Fortbewegung geht durch meine Filter. Nächsten Herbst wird er ganz im Kreis gewandert sein, wieder einmal. Seltsamerweise sollte sie aber kaum möglich sein. Die Schallfilterung, meine ich. Schallwellen bewegen sich zu schnell fort, wenn sie nass werden, weil sie es hier unten nicht so mögen. Was bedeutet denn genau "hier unten"? Ein altes Rätsel. Neuerdings glaube ich fast, dass ich gar nicht komplett unter Wasser lebe, jedenfalls nicht immer. Die Tatsache, dass ich zwischen den Filterzyklen ein Luftatmer bin, konnte mir ja nicht ewig verborgen bleiben. Darüber will ich weiter nachdenken.